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Sonntag, Januar 20, 2019

Aus dem Buch meines Lebens



Nachkriegsdeutschland. erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das Deutsche Reich ist zerstört . Flüchtlingsströme irren durch Deutschland und Österreich. In einem Zug  sitzt der Großvater, der vor kurzem  vom amerikanischen Stadtkommandanten in einer oberfränkischen Stadt  des Landes verwiesen worden war. Vorausgegangen war dort ein Streit in einer Flüchtlingsunterkunft.
Ich  bin kein Deutscher, kein Jugoslawe, wer bin ich. Der Zug fährt nach Jugoslawien zurück in die Heimat, aber die gibt es nicht mehr. Die Familie wurde vertrieben.

Der Großvater hatte  einen Bruder, der war dort  Bürgermeister. Letzter Bürgermeister der deutschen Minderheit in einer Stadt, nicht weit von  Belgrad, begeistert  von der völkischen Erneuerung.  Er sang bei Goebbels  vor, war begeistert von der völkischen Erneuerung im Reich, sang bei Goebbels vor und wirkte nach dem Überfall Deutschlands im April 1941 auf Jugoslawien aktiv bei Folterungen, Verhören im Lager Svilara mit.
Lang aufgestauter Hass, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entluden sich nach der Kapitulation Jugoslawiens mit ungeheurer Gewalt.Volksdeutsche in Pantschowa und Umgebung rasteten in einem noch nie da gewesenen Zivilisationsbruch völlig aus und führten auf eigene Faust Verhaftungen, Inhaftierungen, sogar Massenerschiessungen durch, was die deutschen Behörden veranlasste, dieses Lager wegen „unnötiger Grausamkeit“ aufzulösen. *

.  Als die Rote Armee  zusammen mit jugoslawischen Partisanenverbänden sich der Stadt näherte, appellierte der Bürgermeister an seine Landsleute zu bleiben. Der Großonkel  flüchtete mit dem Flugzeug, er und  seine Familie, nicht mit Pferdewagen, die im herbstlichen Morast  steckenblieben. Danach machte er eine Karriere  bei dem Deutschen Roten Kreuz, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ein Blitzlicht  auf die Zeit  der argentinischen Militär Diktatur: der Großonkel ist unterwegs mit seiner donauschwäbischen Theatergruppe, die im vornehmen Stadtteil Belgrano von Buenos Aires ein Gastspiel gibt.

Ein abgerissener  Großneffe-down and out in Buenos Aires-  ist bei dieser Veranstaltung auch anwesend mit den letzten Pesos in seiner Geldbörse. Der Großonkel fühlt sich verfolgt von seinem Neffen, hält ihn für einen kommunistischen Spion und verweigert ihm deswegen jegliche materielle Hilfe.

Ein weiteres Bild: Mitte der der 1950er Jahre Ich bin zu Besuch bei meinen Kusinen in einer württembergischen Kleinstadt. Plötzlich brechen  die Tanten und Onkel und sonstige Verwandte in einen ohrenbetäubenden Jubel aus. Der Grund, das Bundesverfassungsgerichtt hat die DKP  verboten, ein Gesinnungsurteil, das keineswegs mit dem Grundgesetz zu vereinbaren war.

Die Prügelrituale in Schule und  Familie. Wie  war es möglich, dass der Vater, der sogar ein Gedicht  nach der Geburt seines Erstgebornen geschrieben hatte,  seinen ältesten Sohn so grausam und brutal züchtigte?

Die Familie, ein ideologischer Apparat zur Anpassung an die Gesellschaft.

Glücklich derjenige, der die herrschenden Verhältnisse ohne  größere Blessuren überstanden hat.



*Vgl. Akiko Shimizu, die deutsche Okkupation des serbischen Banats 1941- 1944… 2006,S. 378

Montag, Juli 24, 2017

Gestank

er  also im esszimmer. er isst natürlich nicht, sondern scheißt  auf den tisch. das ist  die rache an der strengen  erziehung der eltern, kein wunder, denn diese kombination hätte  ihm  fast das leben gekostet. die  mutter die krake, und der vater der schläger. einmal traf er  die  beiden auf  einer  wiese beim  vögeln. sie sagten zu ihrem sohn, sieh  mal zu, jetzt machen wir dich und danach verprügeln wird dich, da wird dir das lachen schon vergehen. so weit so gut, aber stolz hatte die mutter  immer  ihre glaubenszwiebel  getragen, jahr aus, jahr ein ein,  immer mit dem glauben voran, wie er das hasst, den zwang in  die  kirche zu gehen, wo der vater seinen  gottesdienst  machte, einfach widerlich, er sprach von gott und teufel,  von der verdorbenen jugend,  er, gott und teufel in einer person und dann  die mutter, die näherte sich immer ihm  und sagte, du, gehe jetzt einkaufen,  dann brachte  er die sachen  mit, aber jedesmal hatte  die mutter artikel vergessen, und so musste er wieder zurück in den supermarkt, und so fort, es gab keine pause, die gedankenlosigkeiten der mutter häuften sich …

ja  und es stank, es stank fürchterlich, wenn gestank leuchten könnte, so wäre jetzt  das ganze haus hell erleuchtet und damit nicht genug, man könnte  aus dem gestank auch noch strom fabrizieren.

was war die ursache des gestanks, die fromme runde sang kirchenlieder, ein feste burg  ist unser gott usw., die lieder stanken zum himmel, wer war die fromme runde? nun, das war die familie im sonntag und feiertagslook. sagen wir mal, es ist weihnachten, das fest der liebe, da wurde  gesungen, dass die balken krachten und weil die botschaft der lieder so verlogen war,  fing es im ganzen  haus an zu stinken, es stank nach schwefel, teufelsgestank, das war die rache der wahrheit, sie versuchten mit aller macht diesen  gestank zu vertreiben, sprühten kölnischwasser in alle räume und rissen auch  noch die  fenster weit auf, aber o my god,, dieser  gestank  blieb und nicht nur der gestank, allmählich verwandelte  sich der gestank  in ein phosphoreszierendes licht, jetzt brauchen wir keine  kerzen mehr , wir können vom licht in der finsternis uns  erleuchten lassen, sagt der pfarrer zu seiner  familie und der gestank blieb, es war nicht mehr auszuhalten, aber jeder schwieg außer einem, der verkniff sich nichts und fasste sich ein herz, hört mal sagte er, warum stinkt es hier  so? hier  stinkt es gar nicht, das  ist der atem gottes, aber warum stinkt  er so? darum, nun gut darum. wenn es wenigstens ein angenehmer  duft wäre, aber dieser höllengestank nimmt einem wirklich den atem und weiter bewegten sich die münder und stießen neben dem höllengestank silben aus, die sich formten zu liedern, scheppernd dargeboten, kirchenlieder eben. der gestank jedoch blieb, weiter singen, sagte der pfarrer, die mutter mit der glaubenszwiebel nickte zustimmend, warum tut ihr  mir  das an, dachte er, wollte schon seinen  dolch herausholen und das gemetzel  beginnen, aber er besann sich noch, gut ding hat  weil, verschob seinen plan und weiter stank es zum himmel.