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Donnerstag, Januar 26, 2023

Aus dem Buch meines Lebens: Exil

Die Repression hat nicht nur im „Ländle“hat eine lange Tradition. Sie hat mich in das frei gewählte Exil nach Mexiko und Argentinien getrieben. Schlüsselerlebnis war das gewaltsame Eindringen der Polizei und die Mitnahme von Patientenakten in Räumen der ersten Psychotherapeutischen Beratungsstelle in Heidelberg Mitte der 1970er Jahre , weil angeblich diese Stelle von Mitgliedern des Sozialistischen Patientenkollektivs (SPK) unterwandert war. Ich erinnere mich:eines Morgens um sechs klopft es energisch an meiner Tür. Schlaftrunken wache ich auf und sehe in die Mündung einer Maschinenpistole Ausweiskontrolle. - Was ist los,frage ich den Beamten des SEK. Keine Antwort. Danach nach dem Deutschen Herbst: Ein Aufbrechen in der kalten Berliner Oktobernacht, er schloss die Tür hinter sich, erleichtert,leer und besenrein hatte er die Wohnung verlassen, die Fahrt zum Flughafen im Schneegestöber, dann der lange Flug via London nach los Angeles, ein Umweg sicher, aber alle anderen Flüge waren ausgebucht. Es gab jetzt ein Vorher und ein Nachher sagte er sich, ein vorher, die ständigen Polizeikontrollen, die Fahndungsfotos in Postämtern, Banken, Schulen, Grenzübergängen, die misstrauischen Blicke der Bevölkerung, Hilfspolizisten im Auftrag der Terorristenkämpfung, der Mief in den Schulen, Amtsstuben... All dies hatte er hinter sich gelassen, sein Exil war ein selbstgewähltes. Kein Kriegszustand, kein Bürgerkrieg hatte ihn aus dem Land vertrieben, es war seine eigene freie Entscheidung, er wollte einfach nicht mehr leben in einem Land, wo andersdenkende ausgegrenzt, diffamiert und verachtet wurden als Sympathisanten der "Baader Meinhof Bande“ Auszug aus Desarraigo ( Entwurzelung) erschienen in Colisión Libros, Buenos Aires 2012 (nur auf Spanisch)