Der Mensch, so fuhr er fort, kann nicht still sitzen, muss immer in Bewegung sein, neues finden, er ist nicht bei sich. Vielleicht hat das damit zu tun, dass wir aufgrund der Evolution in sehr fernen Zeiten uns getrennt haben von dem unmittelbaren Zusammenhang mit der Natur.
Es hat sich etwas dazwischen geschoben in Form der Sprache. Sie ist vieldeutig und eine Abstraktion. Seither verkehren wir medial, also durch Vermittlungen.
Als Beweis, so sagte er, möge die Ethik dienen. Sie ist uns fremd, kommt von außen nicht aus dem Herzen, sondern vermittelt durch Gebote, die im Zusammenleben mit einer Gruppe entstanden sind und später aufgezeichnet wurden. Nichts anderes sagt ja auch die Etymologie des altgriechischen ἔθος aus.
Homo sapiens hat seine Minderwertigkeit- viele Tiere sind schneller, stärker und perfekter als er- kompensiert durch die Erweiterung seines Gehirnvolumens. Dadurch ist diese Spezies aus dem unmittelbaren Zusammenhang mit der Natur ausgetreten. Viele Mythen übrigens berichten ja davon.
Sapiens hat eine Faszination für seine technischen Artefakte entwickelt, die nichts anders widerspiegeln
als eine idolatrische Kompensation seiner Minderwertigkeitsgefühle.
Seine technischen Produkte sind perfekter, langlebiger als er.
Er empfindet darüber prometheische Scham.*
Wir können nicht verweilen, hasten von einem Ereignis zum anderen ein Trümmerfeld zurücklassend von Reflexionen, verpassten Möglichkeiten und nicht abgeschlossenen Veränderungen.
Gespräch mit Günther Anders: https://www.magentacloud.de/lnk/5NqAo8jS
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