REFLEXIONEN, JAHRESENDE, 2016
Ein leerer Raum. Zwei Stimmen, eine männliche und eine weibliche Stimme,
sind leise, aber doch vernehmbar, zu hören.
F: Ein schlimmes Jahr das Jahr 2016, Attentate, Anschläge,Tote, Verletzte.
M: Aber es war nicht das schlimmste Jahr. In den 1970er, 1980er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es mehr als 400 Tote in England, Spanien, Nordirland.
F: Ja, ich erinnere mich an die bewegenden Szenen in Omagh. Menschen in einer Kirche, ohne Hass und in Demut.
M: Terror erzeugt Gegenterror. Damals wie heute. Es ist praktisch ein physikalisches Gesetz.
F: Und Angst verzerrt die Wahrnehmung. Es entsteht ein Tunnelblick.
M: Die Menschen können nicht mehr relativieren, sie benehmen sich wie Kinder, sehen alles absolut.
F: Aber das wollen doch die Herrscher der Welt. Sie kalkulieren mit der Angst, um unpopuläre Maßnehmen durchzusetzen.
Noch mehr Videoüberwachung, Bodyscanning, Datensammlung.
Der gläserne Bürger existiert schon längst.
M: Ein neues Wort ist aufgetaucht. Gefährder. Jeder ist ein Gefährder für die Machteliten, rechtsstaatliche Begriffe wie die der Unschuldsvermutung werden durch dieses Unwort außer Kraft gesetzt.
F: Und die Masse plappert es nach.
M: Es sind vor allem Journalisten und Journalistinnen, die solche Wörter in die Welt setzen auf Druck des Establishments.
F: Die Medien klären kaum noch auf. Sie haben ihre kritische Rolle verloren.
M: Und die Menschen laufen den Parteien davon. Wir sind in einer der größten Legitimationskrisen des parlamentarischen Systems.
F: Die Berufspolitiker sprechen in unseren Namen, sie verhandeln über unsere Bedürfnisse und Interessen, agieren und entscheiden für uns.
M: Und sie verachten Proteste, bezeichnen sie als populistisch.. Sie sind die Guten. Man muss nur ihre Vorschläge und Ideen besser vermitteln.
F: Vor kurzem habe ich einen jungen Mann gesehen, der in Containern nach Essbarem suchte. Er sagte, ihm sei außer der Wohnungsmiete alles wegsanktioniert worden.
M: 404 Euro für Essen, Transport, Kleidung, Telefon und Internet, Zeitungen, Kultur. etc. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel.
F: Sie haben sich durch die Agendagesetze eine riesige willfährige Reservearmee aufgebaut, um Druck auf die Lohnabhängigen auszuüben.
M: Ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
F: Der Konkurrenzkampf wird immer brutaler. Die Menschen rasten aus bei jeder Gelegenheit. M: Vor kurzem habe ich gesehen, wie ein Man einen U-Bahn Fahrer angebrüllt hat, weil die Tür verschlossen war.
F: Es gibt immer mehr überflüssige Menschen.
M: Aber die Masse sucht die Schuld bei sich selbst. Arbeitslosigkeit ist selbst verschuldet. Es gibt Arbeit, wenn man nur will.
F Unbezahlte oder schlecht bezahlte Arbeit gibt es genug. Aber davon leben kann man nicht.
M: Vor ein paar Jahren hat ein Minister die Arbeitslosen als Parasiten bezeichnet.
F: Aber es ist Bewegung in die starren Verhältnisse gekommen. Die Menschen schweigen nicht mehr…
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